Mittwoch, 14. September 2011

Varanasi III

Namaste meine Lieben,

meine Stimmung ist ein Chamaeleon. Die Begleiterinnen sind auf und davon und psychisch gehts mir jetzt wieder besser als heute Mittag. Ich habe gerade ein bisschen Reis gegessen und einen ayuvedischen Tee getrunken und ich blicke nun alleine aber freudig auf Nepal und die kommende Reiseetappe, statt mir wehleidig den Pfaelzer Wald zu ersehnen.

Nun kann ich euch auch von meinem eindrucksvollen Morgen hier n der heiligen Stadt Varanasi erzeahlen. Vermutlich hat ausser Alexander keiner "Domra" von Josef Winkler gelesen (empfehle ich euch, wenn ihr wissen wollt, wie es hier abgeht oder euch der Sinn nach einem gehobenen Mass an Ekel steht), aber auf den Spuren dieses oestereichischen Autors wandelte ich heute, als ich an dem groessten Einaescherungs-Ghat in Varanasi den ersten verschmorten Toten meines Lebens gesehen habe. An diesem Ghat (Ghats sind die Treppenstufen, die zum Ganges hinuter fuehren) werden taeglich hunderte Verstorbene in Seidentuecher gewickelt, auf Bambustragen gelegt und dann auf Scheiterhaufen aus Mango- oder Sandelholz (je nach Geldbeutel) verbrannt. Bis ein Toter verbrannt ist dauert es ca. 3Std. Es brennen mehrere Scheiterhaufen nebeneinander. Nachdem das Seidentuch als erstes verbrannt ist, liegt der Blick auf den brennenden Leichnam frei. Um den Verbrennungsprozess zu optimieren stochern die Domra (Kaste der Unberuehrbaren, die die Verbrennungen durchfuehren) mit ihren Bambusstangen in den Scheiterhaufen herum. Einer hat krachend und funkenspruehend den Oberkoerper eines Brennenden nach vorne gebogen, sodass er quasi auf den gluehenden Beinen zum liegen kam.

Im braunen Ganges tauchen junge Maenner nach dem geschmolzenen Goldschmuck, den die Toten nach ihrer Einaescherung dem Fluss hinterlassen haben. Wasserbueffel stehen herum und fressen orangefarbene Blumenghirlanden. Frauen gibt es am gesamten Ghat keine. Sie sind nach Meinung der Maenner zu emotional fuer diese Geschichte und haben frueher oft Sati begangen (aus Liebe, oder weil Witwe sein schlimmer als tot sein ist), also sich zu ihrem toten Mann ins Feuer gelegt. Das muss man sich mal vorstellen, bei ner dreistuendigen Verbrennung!!!
Ausserdem bringt es Unglueck fuer die Seele des Toten, wenn bei der Zeremonie jemand weint. Daher stehen die Maenner relativ ruhig in die Trauerfarbe weiss gekleidet am Ghat und schauen auf den ewigen Fluss, waehrend im Hintergrund das Feuer knistert, die Tempel in Rauchschwaden gehuelt werden und es nach Rauecherwerk und verbranntem Fleisch riecht.

Nun, das war jedenfalls ziemlich beeindruckend. Aus Respekt und weil man sich ein bisschen deplaziert fuehlt, wenn man so direkt am Feuer steht, sind wir nicht lange geblieben. Wer von kochenden Augaepfel und platzenden Schaedeln lesen will, dem lege ich an dieser Stelle nochmal Josef Winkler ans Herz.

Gehabt euch wohl!
Kerstin aus Varanasi.
Nycticorax - 15. Sep, 16:35

Neid

Hallo Kerstin,

das hätte ich alles auch so gerne gesehen, aber leider haben mich die Chaos-Inder daran gehindert nach Varanasi zu kommen. Ich werde es also irgendwann nachholen müssen. Vielleicht, wenn ich mal viel Geld haben, fliege ich in einem Anfall von Dekadenz mal übers Wochenende dorthin. Dieses Buch von Josef Winkler kann ich auch nur sehr empfehlen. Wer es liest will nach Varanasi oder legt es vor ekel sofort wieder aus der Hand. Also Kerstin, ich wünsche dir einen entspannten Abschied von Indien und eine gute Reise nach Nepal.
Grüße,
Alexander

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