Namaste,

ja, Alexander, seit Heinrich Harrer bin ich auch neugierig auf den Tee gewesen, aber man verpasst nix, wenn man ihn nicht trinkt... Es gibt leider keine Fertig-Mischung, sonst haett ich dir was mitgebracht. Wuerde gerne noch Yak-Kaese essen, aber den hab ich zwar in Indien manchmal gesehen, aber hier noch gar nicht. Naja, vielleicht ist der Buttertee zum Abendessen geeignet, aber zum Fruehstueck definitiv nicht empfehlenswert. Super ist, dass die Hippies hier ubeberall Baeckereien etabliert haben. Hab heute den besten Schokokuchen der Welt gegessen. Die Baeckerei wurde 68 gegruendet und der Verkauefer sah stark nach Gruendervater aus.

Ich hab den Eindruck, dass die Nepalesen hygienischer sind, wobei sie echt viel auf die Strasse rotzen und spucken. Mein Taxifahrer hat heute alle zwei Minuten ganz eklig Schleim fabriziert und aus dem Fenster gewuergt.. Und mit dem Fleisch ist es das selbe wie in Indien. Einfach ungekuehlt auf der Theke mit Kopf dran und Fliegen drauf.. Ziemlich abartig. Die Nepalesische Kueche ist im Vergleich zur Indischen super langweilig. Eigentlich essen die hier nur Dhal Baat (Linsengericht, angerichtet wie die Thalis in Indien) und tibetische Momos (Teigtaschen, die mit allem moeglichen gefuellt sein koennen und gekocht oder gebraten werden). Das schmeckt erstmal gut, ist aber nach zwei Woche recht langweilig. Ich ess es aber trotzdem taeglich.

Insgesamt gefaellt mir Nepal wesentlich besser als Indien, weil es ruhiger und sauberer ist und die Menschen weniger aufdringlich sind. (Wobei es natuerlich immer noch eher laut, dreckig und aufdringlich ist, aber halt bei weitem nicht so schlimm wie Indien.) Werde auch bestimmt nochmal her kommen, wenn ich die anderen Reisenden ihre Anapurna und Everest-Touren planen sehe bin ich schon ein bisschen neidisch. Fuer horrende Summen kann und darf man von hier aus auch nach Bhutan fahren. Kostet einen allerdings 200 Dollar pro Tag, vielleicht also eher was fuers Alter. Der Typ von der Travelagency meinte auch, man kaeme ganz einfach nach Tibet von hier aus, kostet aber auch sau viel, wenn man sichs organisieren laesst.

Liebe Gruesse
Kerstin

Namaste meine Lieben,

heute morgen habe ich den Tag mit einem tibetischen Yak-Buttertee in Boudha begonnen. Er war schrecklich, aber dem auesserst huebschen Mann am Nachbartisch hat die suppenartig-salzige Fett-Ploerre geschmeckt und auf der langen noch-zu-tun-in-meinem-Leben-Liste habe ich hinter "einem schoenen Fremden einen Drink spendieren" nun ein Haeckchen gesetzt. ;)

Neben wirklich fruehen Fruehstuecks-Flirts (7 Uhr) hat Boudha vorallem eine schoene grosse Stupa zu bieten, wo unfassbar viele Pilger und Moenche morgens und abends ihre Rituale vollziehen (auf dem Boden rumrobben, Gebetskettchen durch die Finger gleiten lassen, Rauecherwerk und Kerzen anzuenden, Safran-Pampe auf die Stupa werfen, Tikka auf die Stirn malen, Blumen\Kokosnuesse\Spielgeld\Suesskram\Reis opfern, singen und musizieren, Almosen verteilen, Gebetsmuehlen anstossen, Faehnchen aufhaengen). Dazu Prozessionen buddhistischer Moenche mit viel Musik und Brimborium. Grandioser Anblick.

Das Zimmer in dem ich die Nacht verbracht habe, gehoerte zu einem Kloster und so habe ich zum Einschlafen (21Uhr) und zum aufwachen (5Uhr) laute Moenchsmusik hoeren koennen (Hoerner und Pauken, klang aber leider nicht so schoen, Gesang waere mir lieber gewesen).

Ansonsten habe ich den gestrigen Regentag in diversen Cafes verbracht und die "Gebrauchsanweisung fuer Kathamndu und Nepal" aus der Reihe vom Piper-Verlag gelesen, die erfreulicherweise Christian Kracht geschrieben hat und da ich in Muse war, hab ich ganz viel ueber meine bevorstehende Magisterarbeit sinniert und ein paar brauchbare Gedanken festhalten koennen. Nice! Der Regentag war also alles in allem eine gute Sache. Inzwischen bin ich wieder in Kathmandu und werde nun gleich noch das ein oder andere Mitbringsel erstehen und die Altstadt besichtigen.

Liebe Gruesse aus der Freak Street in Kathmandu, wo vor 45 Jahren die Langhaarigen auf der Suche nach em besten Haschisch und der groessten Erleuchtung am Ende des Hippie-Trails eingefallen sind und wo das Internet unschlagbar billig ist, es aber auch ein bisschen nach Kacke riecht.

Kerstin

Namaste,

wer hat die Elefantendusche ueber Kathmandu installiert? Alexander, hast du dem Schlecht-Wetter-Ministerium ein paar Rupies zugesteckt um mich zu aergern? Hier regnet es grad wie aus Ruesseln und ich hab jetzt mal aus dem Hostel ausgecheckt und nun sitz ich hier mit Ruck-Sack und Pack und frag mich ob ich nach Boudha fahren soll. Boudha ist ein Dorf hier ganz in der Naehe, wo viele Tibeter im Exil leben und es nen Tempel mit ner riesigen Stupa gibt und bei schoenem Wetter ist es bestimmt ganz toll da. Ob Elefanten-Sauwetter in Boudha besser ist als in Kathmandu hab ich noch nicht entschieden, also vertroedel ich jetzt erstmal ne Stunde im Internet und geh noch nen Kaffee trinken und dann ist das Wetter hoffentlich zumindest ein bisschen besser...

Lieber Papa, da es nicht so schwer ist, hier eine Mala zu erstehen, besorg ich dir natuerlich gerne eine. Das macht mir keine Umstaende. Weitere Wuensche sind willkommen, natuerlich auch von euch anderen, die ihr hier mitlest.

Geniesst euer Spaetsommerwetter!
Kerstin, nass und unentschlossen, aus Thamel, Kathmandu.

Huhu Lieblingsmenschen,

danke fuer eure Beitraege.

Lisa, du hast ja schnell Karriere gemacht, wenn der Papst mittlerweile zu dir kommt. Ab wann bist du in Mainz am kommenden Wochenende?

Alexander, warum machst du dein Arbeitszimmer nicht zum Elefantenzimmer? Das passt doch hervorragend mit dem Uebergang zur Badewanne.

Papa, ich will sehr gerne recht bald mit dir essen gehen (aber nicht indisch ;)). Ich hab nochmal nen Schwung Faehnchen gekauft. Wenn du sonst noch was tibetisch-buddhistisches haben willst, kannst du deine Wuensche ja aeussern. Fuer solche Sachen ist das hier ein Einkaufsparadies. Hab schon alle meine Kleider weggeworfen und den Rucksack voller exotischem Schnick-Schnack. Der Elefant roch vorallem nach dem Flusswasser, in dem wir gebadet haben. Der Mahud nebendran hat mit ihm kommunizieren koennen, ich war zu sehr mit lachen und prusten beschaeftigt, aber vielleicht hat er ja verstanden, dass ich Spass habe. :)

Was ist bisher in Kathmandu passiert?

Habe die letzten beiden Tage mit Alex und Veronique aus Kanada verbracht, die beide ganz tolle Menschen sind. Mit den beiden war ich gestern im Dorf Bhaktapur.

Bhaktapur

Die Strassen sind gepflastert wie beim Zauberer von Oz und wir sind immer schoen den roten Steinwegen gefolgt, vorbei an einem Toepferplatz und ganz alten Tempeln.





Swayambhu

Swayambhu ist eine der aeltesten buddhistischen Stupas der Welt. "Om ma ne padme hai" toent leise ueber den Platzt, Tauben flattern neben Gebetsfahnen im Wind, Gebetsmuehlen klappern rhytmisch vor sich hin, von Gleubigen und weniger Glaeubigen angestossen, die im Uhrzeigersinn um den Tempel schreiten, waehrend Affen ihr Unwesen treiben und geopferten Reis schnabbulieren.



Pushpatinath
Ein heiliger Ort fuer die Hindus, wo verlassen auf einem Berg Tempel von Affen bevoelkert werden, die sich vor dem Regen fluechten und uns klar machen, dass das ihr Revier ist, als wir uns triefend zu ihnen setzen. Derweil werden im Tal am Fluss auf acht nebeneinander brennenden Scheiterhaufen die Toten rituell verbrannt. Als haette ein Surrealist sich einen makaberen Scherz erlaubt, liegen da zwei unverbrannte nepalesen-braune Fuesse auf einem lodernden Scheiterhaufen, waehrend der Rest des Menschen schon zu Staub und Asche geworden ist.



Empfangskomittee
Wenn der ein oder andere ein Empfangskomitte sein moechte, mein Flugzeug kommt am Donnerstag um 18:25 Uhr in Frankfurt an. Ihr koennt auch gerne nur nach Kastel kommen, vielleicht so gegen 20Uhr und da ein Bier mit mir trinken. Der Zwischenmieter hat angeboten Pizza vorzubereiten, Wuensche bezueglich des Belags duerfen hier als Kommentare abgeben werden.

Ich umarme euch und freue mich soo sehr auf euch alle!!!
Herzlich,
Kerstin aus Kathmandu

Namaste meine Lieben,



ich bin heute sozusagen am Ziel angekommen. Nun befinde ich mich im turbulenten Thamel, dem Backpackerbezirk in Kathmandu. Das kann man sich vorstellen wie die Kha San Road in Bangkok, nur ein bisschen mehr auf Outdoor-Tourismus ausgerichtet. Ueberall blinkend leuchtende Buy-one-Beer-get-one-free-Bars, Live-Bands die die Foo Fighters covern(Times like theese), Voegel die einem Haschisch und wasserdichte Rucksaecke andrehen wollen, schrille Hippie-Klamotten und netter Kunst-Religions-Nippes-Krimskram an jeder Ecke, "Weizen-Brot-German-Bakerys" mit Vollkornbrot und Schwarzwaelder-Torte, ueberfuellte Second-Hand-Buchlaeden, bunt beschilderte Travel-Agencys, die einem Tickets zum Rafting, Canyoning, Paraglyding und Mount Everest besteigen verhoeckern... Hier kann man alles haben, so man denn will.
Hab nach zehn Minuten staunend rumlaufen heut mittag ein kanadisches Paerchen kennengelernt und mit denen fuer 1,50E ein vorzuegliches Mittagessen in einem vegetarischen Restaurant gegessen (feines tibetisches Essen: Momos) und hab mich fuer morgen wieder mit den beiden verabredet. Das mit der Einsamkeit ist hier mal wieder halb so wild. Nun hab ich ja noch massig Zeit bis zum Abflug am Donnerstagmorgen, aber ich denke mal das ist in dieser Stadt kein Problem. :)

Ich hab euch lieb und freu mich, dass ihr so Anteil an der Reise habt und euch auf saemtlichen Kanaelen um mich sorgt! Es fuehlt sich gut an, dass ihr euch so um mich kuemmert! Ich umarme euch alle.
Kerstin



Lieber Alex,
das ist ja fantastisch! Endlich haben sie sich durchgerungen! Heb mir ne Flasche Wein auf, das muessen wir feiern!

Hallo ihr Lieben,

an alle die sich gesorgt haben, ich krieg ja hier medial gar nix mit, aber die Erde hab ich in Pokhara gut wackeln gespuert, hat das denn heftige Ausmasse genommen? War da grad in so nem Laden und dachte erst der Wind ruettelt an den Waenden, bis ich gemerkt hab, dass es Beton-Waende sind. Dann raus auf die Strasse gerannt und so und da standen dann alle Leute herum und haben gebannt auf die schwankenden Hauser geschaut und die Strasse fuehlte sich an wie ein Boot. Krasse Erfahrung. Hat in Pokhara aber keine Schaeden angerichtet, kein Plan was mit dem Rest von Nepal ist?!

Ansonsten hab ich auch das Rafting ueberlebt (war super!!!!) und hatte da ne tolle Gruppe und bin einem Teil von denen (mit zwei Australiern und zwei Kanadiern) dann noch in den Chitwan-Nationalpark gereist. Chtiwan war awesome. Wanderung durch den Dschungel und danach mit nem Elefanten gebadet. Drauf gesetzt, Ohren geschruppt, vom Ruessel nasss spritzen lassen. Grosse Gaudi! Ausserdem Nasheorner beobachtet.

Mittlerweile in Gorkha. Misserables Hostel, winziger Ort, cooler Palast aufm Berg mit netter Aussicht aufn Himalaya. Morgen aber lieber weg hier.


Ich poste hier immer nur kleine Absaetze, damit nicht so viel verloren geht, wenn der PC ausgeht, weil hier staendig der Strom zusammenbricht, wenn ich meine Geschichte hier nicht bis zum neuesten Stand kriege, liegt es an Nepals grossen Entwicklungsproblemen im Bereich der Elektrizitaet.

Liebe Gruesse
Kerstin

Liebe Lisa,
ich hatte Chandigarh angedacht, aber den Plan dann doch verworfen, hat nit so gut in meine Route gepasst. Im Rafting Boot waren wir zu siebt, dazu noch zwei Rettungskanus, falls wer ueber Bord geht. Der Fluss war teilweise ziemlich wild. Auf den Kamera Trick fallen alle rein. Nice! Ich freu mich dich bald zu sehen!

Lieber Alex,
ich hoffe es gibt noch neuen Wein, wenn ich wieder komme in einer Woche. Dann trinken wir zusammen einen und ich erzeahl dir, wieviel netter die Nepalesen als die Inder sind. Ich nehm natuerlich auch nach dem Verlassen des Terrai noch Doxy, hab mir 30Stk gekauft, sind halt moeglicherweise nur Placebos.

Liebe Susi,
ich freue mich sehr, dass du hier so treu und fleissig mitliest. Bis bald mal in Mainz!

Hallo Papa,

ich hab mir das mit den Faehnchen natuerlich schon gedacht und dir gestern in dem tibetischen Dorf bereits nen Fuenferpack gekauft (kostet nen Euro hier) Wenn du mehr willst sag Bescheid, die wiegen ja nix, dann kauf ich noch ein paar in Kathmandu. :)

Ich geh die naechsten zwei Tage Wildwasser Rafting auf dem Seti machen und hab deine Handynummer als Notfall Nummer angegeben... Das wird vermutlich alles halb so wild, aber ich dachte ich sag dir mal Bescheid.. Hab auch ne Versicherung beim ADAC, falls der Helikopter kommt, musst du nicht um deine Ersparnisse fuerchten. ;)

Danke fuer die Doxycycline Recherche, ich hatte heute Mittag ganz schlechtes Internet und konnte es nicht selbst recherchieren. Werde dann heute Abend mit der Malaria-Prophylaxe beginnen.

Nach dem Rafting lass ich mich dann in so nem Dorf aussetzten, was relativ nah Chitwan Nationalpark ist. Der steht naemlich als naechstes auf meiner Liste der Sachen die ich hier unbedingt machen will und es gibt wohl von dem Dorf aus Busverbindungen Richtung Nationalpark. Wie es in den naechsten Tagen mit Internet ist, weiss ich daher nicht, wenn ich also nichts von mir hoeren lasse, muss das nicht daran liegen, dass ich irgendwo im Fluss treibe, vielleicht hat mich auch nur ein Nashorn platt getrampelt oder ein Krokodil gegessen. :)


Das wird klasse! Ich freu mich wie ein zotteliges Yeti-Kind!


Liebe Gruesse an dich und natuerlich an alle anderen, die hier mitlesen!

Kerstin

Namaste (das sagt man hier auch)

Inzwischen bin ich in Pokhara, Nepal.

Als erstes eine Aufageb fuer alle Reiseerfahrenen, Apotheker-und Aerztekinder und Recherchierfreudige: Was ist von Malariaprophylaxe mit Doxyzucline 100 mg (1x taeglich) zu halten?
Der Strasenapotheker meines Vertrauens hat mir 30Stueck zum Spotpreis verkauft und ich reise wohl in zwei Tagen in ein Malariagebiet ein, wuerde es also einfach mal einwerfen... Jemand dagegen? Malarone hab ich nicht und gibts hier nicht und nur externe Prophylaxe ist mir vielleicht doch zu riskant...


So. Ansonsten geht es mir gut, seit heute morgen ist mein Jugendherbergs-Otto vorbei, das kommt mir sehr gelegen, ich habe mich fuenf Tage lang von Bananen und Reis und Cola und Elektrolyt-Pulver ernaehrt und eine traumhafte Figur bekommen. Kann ich jedem Freund ungesunder Crash-Diaeten dringend empfehlen. ;)

Die Grenzueberschretung nach Nepal war.... abenteuerlich.. 21 Std, vier versch. Verkehrmittel, als zeitweise Begleitung einen Israeli mit dem Organisationstalent eines Meerschweinchens...

Aber Nepal ist awesome!
Pokharaliegt in mitten hoher Berge an einem wunderschoenen See, ich bin gestern mit dem Moutainbike herumgefahren und war unter anderem in einem huebschen winzgen tibetischen Doerfchen mit vielen Faehnchen und einem grandiosen Ausblick in eine Schlucht mit tuerkisfabrnem Fluss, Reisfelder und grasenden Wasserbueffelherden.

Demnaechst mehr von hier, hab hier grad nicht so gutes Internetbzw. ne misserable Tastatur.

Danke fuer eure Updates von zuhause. Es ist schoen zu lesen was ihr so macht! :)
Ich umamre euch.
Kerstin

Namaste meine Lieben,

meine Stimmung ist ein Chamaeleon. Die Begleiterinnen sind auf und davon und psychisch gehts mir jetzt wieder besser als heute Mittag. Ich habe gerade ein bisschen Reis gegessen und einen ayuvedischen Tee getrunken und ich blicke nun alleine aber freudig auf Nepal und die kommende Reiseetappe, statt mir wehleidig den Pfaelzer Wald zu ersehnen.

Nun kann ich euch auch von meinem eindrucksvollen Morgen hier n der heiligen Stadt Varanasi erzeahlen. Vermutlich hat ausser Alexander keiner "Domra" von Josef Winkler gelesen (empfehle ich euch, wenn ihr wissen wollt, wie es hier abgeht oder euch der Sinn nach einem gehobenen Mass an Ekel steht), aber auf den Spuren dieses oestereichischen Autors wandelte ich heute, als ich an dem groessten Einaescherungs-Ghat in Varanasi den ersten verschmorten Toten meines Lebens gesehen habe. An diesem Ghat (Ghats sind die Treppenstufen, die zum Ganges hinuter fuehren) werden taeglich hunderte Verstorbene in Seidentuecher gewickelt, auf Bambustragen gelegt und dann auf Scheiterhaufen aus Mango- oder Sandelholz (je nach Geldbeutel) verbrannt. Bis ein Toter verbrannt ist dauert es ca. 3Std. Es brennen mehrere Scheiterhaufen nebeneinander. Nachdem das Seidentuch als erstes verbrannt ist, liegt der Blick auf den brennenden Leichnam frei. Um den Verbrennungsprozess zu optimieren stochern die Domra (Kaste der Unberuehrbaren, die die Verbrennungen durchfuehren) mit ihren Bambusstangen in den Scheiterhaufen herum. Einer hat krachend und funkenspruehend den Oberkoerper eines Brennenden nach vorne gebogen, sodass er quasi auf den gluehenden Beinen zum liegen kam.

Im braunen Ganges tauchen junge Maenner nach dem geschmolzenen Goldschmuck, den die Toten nach ihrer Einaescherung dem Fluss hinterlassen haben. Wasserbueffel stehen herum und fressen orangefarbene Blumenghirlanden. Frauen gibt es am gesamten Ghat keine. Sie sind nach Meinung der Maenner zu emotional fuer diese Geschichte und haben frueher oft Sati begangen (aus Liebe, oder weil Witwe sein schlimmer als tot sein ist), also sich zu ihrem toten Mann ins Feuer gelegt. Das muss man sich mal vorstellen, bei ner dreistuendigen Verbrennung!!!
Ausserdem bringt es Unglueck fuer die Seele des Toten, wenn bei der Zeremonie jemand weint. Daher stehen die Maenner relativ ruhig in die Trauerfarbe weiss gekleidet am Ghat und schauen auf den ewigen Fluss, waehrend im Hintergrund das Feuer knistert, die Tempel in Rauchschwaden gehuelt werden und es nach Rauecherwerk und verbranntem Fleisch riecht.

Nun, das war jedenfalls ziemlich beeindruckend. Aus Respekt und weil man sich ein bisschen deplaziert fuehlt, wenn man so direkt am Feuer steht, sind wir nicht lange geblieben. Wer von kochenden Augaepfel und platzenden Schaedeln lesen will, dem lege ich an dieser Stelle nochmal Josef Winkler ans Herz.

Gehabt euch wohl!
Kerstin aus Varanasi.